Die Welt ist klein, sagt man so schön, wenn man weit weg von der Heimat jemanden aus der Heimat trifft. Wasilis und seine Frau Dima, die Besitzer eines stadtbekannten und beliebten griechischen Restaurants in Worms, mittlerweile Eich, sind hier in der Region geboren, aufgewachsen, haben sich hier verliebt und sind immer noch hier verwurzelt. Sie kehren, wie so viele Griechen, meist im Sommer in ihre wunderschöne Heimat zurück und verbringen die Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden.
Wir verabredeten uns zu einem gemeinsamen Tag. Wasilis und seine Frau sind beide sehr großherzige und großzügige Menschen, die uns voller Stolz und Freude ein Fleckchen ihrer Heimat zeigen wollten. Also fuhren wir alle zusammen zum Fluss Acherontas.
Der Fluss schlängelt sich, nur 25 km von Parga entfernt, bei Gilki in einem schmalen Kiesbett durch eine traumhafte Berg- und Felslandschaft. Die gesamte Region steht im Rahmen des Projektes Umweltnetz 2000 unter Schutz.
Hoch oben im Gebirge, nahe der Quelle des Flusses, befinden sich Wassermühlen, die man besuchen kann. Am Parkplatz treffen wir Wildcamper, die ihre Campingstühle ins Flussbett gestellt haben, die Füße ins Wasser halten und ihre Freiheit genießen. Ein ganz besonderer Ort, an dem man geschützt vor der Hitze der Sonne am plätschernden Fluss sitzen und in den Tag hineinleben kann. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Fluss, der derzeit eine Temperatur von erfrischenden 9 Grad hat, erreicht man recht schnell ein wunderschönes traditionelles Steinhaus, in dem der alte Mahlstein und das Werkzeug des Müllers noch begutachtet werden können. Draußen stehen Stühle im Fluss, ein tüchtiger Wirt serviert kühle Getränke, es ist heiß und angenehm, die Füße im Wasser eiskühlen zu können. Für Lena, unsere Fünfjährige, war dies der Beginn eines großen Abenteuers, denn wann bitte wandert man sonst durch eiskalte Flüsse inmitten der Berge zu einer alten Mühle vor der eine Schaukel im Baum hängt?
Weiter unten im Tal ist der Fluss Acheron ein beliebtes Ausflugsziel der Einheimischen. Slow Tourism nennt man das wohl, wenn Rafting im Einklang mit der Natur, umweltfreundliche Kayaktouren, Reiten durch den Fluss und Kneipen im eiskalten Wasser regelmäßig eine Handvoll Menschen anlockt. Am Eingang des Naturpfades stehen Verkäufer, die bunte Ketten verkaufen, Postkarten und Souvenirs, aber auch Honig aus der Region. Wer keine Wasserschuhe besitzt, bekommt hier eine letzte Möglichkeit, welche zu erwerben, denn ohne diese Schuhe kommen bei dieser Art von Wanderung nur die besonders Harten weiter. Ein Trampelpfad, an dem Aussteiger selbstgeknüpften Schmuck und Deko aus Holz verkaufen, führt zu der Einstiegsstelle, an der man nun im Fluss weiterwandert. Ein Erlebnis der besonderen Art, denn wie bereits beschrieben, hat das Wasser Kühlschranktemperatur und die Füße weigern sich zu Beginn. Das Taubheitsgefühl lässt aber nach einer Weile nach und man fühlt sich frisch und munter untenrum. Das glasklare Wasser, das felsige Flussbecken und die Menschen, die hier leben und arbeiten, all das vermittelt schnell das Gefühl, im Einklang mit der Natur zu sein. Hier glänzt Griechenland besonders schön, denn es zeigt seine achtsame und sorgsame Seite.
In der Antike meinte man, in der Schlucht des Achérontas den Eingang der Unterwelt vorzufinden. In der griechischen Mythologie war Hades Gott der Unterwelt und gleichzeitig Namensgeber jener. Der Empfang der Begräbnisriten in der Oberwelt und eine Geldmünze, dem sogenannten Obolus, unter der Zunge, waren Voraussetzung dafür, dass Charon, der Fährmann, half, den Fluss Acheron, der die Ober- von der Unterwelt voneinander trennte, zu überqueren. Konnten die Verstorbenen den Obolus nicht bezahlen, mussten ihre Seelen hundert Jahre an den Ufern des Flusses umherflattern, bis ihnen Charon die Überfahrt erlaubte.
Der Fluss lässt sich recht unproblematisch durchlaufen, sobald die Füße sich an die Temperatur gewöhnt haben oder das Empfinden einfach abstumpft. Ohne Schuhe jedoch ist die Wanderung nicht zu empfehlen, da der Fluss im Kiesbett liegt und das auf Dauer unangenehm werden kann. Geschätzte 35-45 Minuten sind wir mit unserem Kind gemütlich in eine Richtung gewandert, bevor wir umkehrten, das Wasser reichte uns immer bis maximal an die Knie, die ein oder andere trockene Stelle sorgte für eine kurze Aufwärmpause. An zwei Stellen wird es jedoch etwas tiefer: Die eine konnte Lena noch selbst durchlaufen (sie misst gerade ungefähr 110cm), das Wasser ging ihr bis zum Hals. An der zweiten Stelle reichte das Wasser jedoch uns Erwachsenen bis zum Hals, sodass wir entschieden hier umzudrehen. Der Weg ging noch weiter, wie weit jedoch, möchten wir auf jeden Fall an einem anderen Tag noch einmal erkunden. Es war ein echtes Abenteuer: die Temperatur, die Natur, auf dem Weg zwei Hirtenhund- Welpen zum Streicheln (was eher Zufall war) und die ausgelassene Stimmung der Mitwanderer.
Danke Wasilis, dass Du unser Kind durch die tiefen Stellen und noch mehr getragen hast. Sie hatte ganz besonderen Spaß am Acheron, ihre Füße bekamen auf deinen Schultern öfters mal eine Verschnaufpause vom eiskalten Wasser. Die Pause am Schluss hast Du Dir redlich verdient!
Loutsa
Um den Tag abzurunden, fuhren wir nach dem eiskalten ins lauwarme Nass. Das Meer zeigte sich von seiner quietschfidelen Seite. Kleine Wellen tobten sich aus und ließen die Badenden vor Freude juchzen. Ein wunderschöner, weitläufiger Sandstrand lädt zum Buddeln und Bauen ein, seine Länge ermöglicht einen Strandspaziergang und die großen Kinder packten ihre Schläger aus. Für einen Tag am Meer ist der Strand von Loutsa eine sehr gute Adresse. Liegestühle mit Sonnenstühlen können gemietet werden, meist inklusive Getränkeservice, Duschen und sogar Umkleidekabinen sind an verschiedenen Stellen vorhanden. Baywatch überwacht den mittleren Strandabschnitt, die gelbe Fahne wehte, als wir in die Fluten sprangen.
Loutsa Beach |
Ein solch gelungener Tag konnte nur noch mit einem leckeren Abendessen beendet werden. Die griechische Küche ist so vielfältig und so ließen es sich auch hier unsere Gastgeber nicht nehmen, den Tisch mit reichlich Speisen zu decken. Mezedes, Appetithappen, nennen die Griechen ihre leckeren Vorspeisen, von denen wir meist schon absolut satt sind. Davon wollten Wasilis und Dima aber nix wissen und ließen zwei frisch geangelte Fische servieren. Es war ein herrlicher Tag, den wir genauso immer wieder machen würden.
Kommentar schreiben