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Papigo

Steindörfer aus osmanischer Zeit umringt von einer atemberaubenden Kullisse

 

 Nach der unglaublichen Sicht auf die Vikos Schlucht erwarteten wir schon kaum, etwas Besseres zu bekommen hier in den Bergen des Pindos Gebirges. Wir machten uns also zufrieden von Monodendro auf nach Megalo Papigo, einem der bekanntesten Steindörfer der Region. Da wir die Gipfel ja schon erklommen hatten, ging es auf einer kurvenreichen Höhenstraße nach Aristi, dem gegenüberliegenden Dorf unseres Ziels und schnell wurde klar, warum die noch vor uns liegenden 12 Kilometer 40 Minuten Fahrtzeit in Anspruch nehmen sollten. Zum einen mussten wir von hoch oben hinunter ins Tal und auf der andern Seite wieder weit hoch hinauf und zum anderen …. Naja schaut einfach selbst.

Megalo Papigko ist eines der 46 Zagori Dörfer, entstanden in den Jahrhunderten der osmanischen Herrschaft. Wesentliches Merkmal ausgenommen aller Häuser dieser Dörfer sind die Fassaden aus Kalkgestein und die mit Naturschiefer gedeckten Dächer, sie passen sich so unauffällig dem Berg an und machen sich annähernd unsichtbar. Papigo ist fast vollständig wiederhergerichtet, die Häuser stehen unter Denkmalschutz, hin und wieder hat noch die Natur in einer leerstehenden Ruine wieder Oberhand gewonnen, was jedoch nicht stört sondern vielmehr der Atmosphäre zuträglich ist.

Man findet unzählige, eigentümergeführte Unterkünfte, die, mit Liebe eingerichtet, eine Wohlfühloase bieten. Wir haben uns das letzte Haus im Dorf herausgesucht, das Hotel Papaevangelou, ein Zusammenschluss mehrerer kleiner Häuschen, die zu Apartments oder Familienzimmern umgebaut wurden. Hier packen alle mit an, der 90jährige Großvater, der die Tomaten pflückt und die Kartoffeln erntet, seine Frau, die den Kuchen und andere griechische Leckereien für das unbeschreiblich gute Frühstück zubereitet, der Sohn, der gemeinsam mit seiner Frau mit Leib und Seele dieses Hotel führt und jedem Gast mit den besten Tipps und Ratschlägen zur Seite steht, gerne auch ein Käffchen mit ihm trinkt und die Gelegenheit nutzt, über aktuelle Weltgeschehnisse zu philosophieren. Wir haben uns herzlich aufgenommen und verwöhnt gefühlt und würden jederzeit wieder zurückkommen. Es hat sich übrigens herausgestellt, dass es von finanziellem Vorteil ist, vor Ort zu buchen. In diesen Zeiten ist immer ein Zimmer frei und die Gastgeber freuen sich über gebührenfreies Buchen und teilen die Ersparnisse mit einem.  

Die Kulisse unserer Unterkunft war mal wieder spektakulär, hinter den Häusern ragten die Felsen von Astraka wie Türme in den Himmel, die Rocky Towers von Papigo, die den Dolomiten starke Konkurrenz machen.

 

Den ersten Tag begaben wir uns in die Hände von Janis und Janis, die ein Rafting Unternehmen führen. 

Sie holten uns mit ihrem Van am Hotel ab und fuhren mit uns zur Brücke und optimalen Einstiegsstelle des Voidomatis. Von hier aus sollte es 6 km durch das Ende der Vikos Schlucht gehen. Da der Fluss eine Temperatur von 5 Grad selten übersteigt, durften wir uns erst einmal in Neoprenanzuge schießen, die das Duo uns zur Verfügung stellte. 

Ausgestattet mit Helm und Paddel und einer kurzen Einführung in die Wissenschaft des Raftings ging es auch schon auf in den Fluss. 

Es ist Mitte September und der Wasserstand nicht gerade hoch, das Wasser jedoch ist glasklar, an manchen Stellen sehr felsig, an manchen kurvig und gewinnt dadurch mal mehr und mal weniger an Fahrt. Wir genossen die Ruhe und die Nähe zur Natur, das glasklare kalte Wasser und das kleine Abenteuer, das die Strömung, das Flussgestein und die Wasserfälle uns boten. Janis I gab uns immer wieder Lektionen zur Entstehungsgeschichte, den Lebewesen und der Flora und Fauna der Umgebung. Begeistert zeigte er uns Adler, erzählte von Bären und Wölfen und beobachtete mit uns seltene Fische, fantasierte mit uns über sich umarmende, verheiratete (zusammengewachsene) Bäume und erklärte uns die charakterisierende Schichtung des Gesteins des Gebirges. 

Janis II stand indes immer mal wieder am Wegesrand und machte spektakuläre Bilder dieser Fahrt. Ein tolles Team, eins mit der Natur und mit sich im Einklang, leben sie von ihrem Wissen, Können und Hobby sowie einer kleinen Farm zufrieden mit ihren Familien und freuen sich, dieses Wissen an Neugierige weiterzugeben. Beeindruckend! Und wärmstens zu empfehlen.

Am nächsten Tag wanderten wir von Megalo Papigo nach Mikro Papigo, einem kleinerem Dorfableger etwas höher gelegen. Auf dem Weg dorthin sollte ein weiteres Highlight liegen. Die sogenannten „Ovires“, die sich im Flüsschen Rogovo befinden, sind natürlich entstandene Pools gefüllt mit Wasser des Rogovos und das Ergebnis jahrelangen Abtragens des Gesteins durch das hinabfließende Wasser. Die Dorfbewohner selbst nutzen diesen Ort des Schattens und der Erfrischung an heißen Sommertagen. Damit jedoch zu Coronazeiten nicht unkontrolliert viele Menschen dort baden gehen, wurde dieses Jahr zu unserem Leidwesen ein Damm errichtet, der den Wasserlauf stoppt und damit die Pools trockenlegt. Wir ließen es uns trotzdem nicht nehmen, durchzuklettern. Mit Wasser ist sicherlich erfrischendes Canyoning möglich.

Die Abreise viel uns schwer, hatten wir doch so viele unglaubliche Dinge hier gesehen und erlebt. Ein letzter Sprung ins kalte Wasser, eine Spritztour zu den sieben berühmten Brücken des Pindos und der Entschluss, dies alles nicht zum letzten Mal gemacht zu haben, lies uns dann doch sehr befriedigt weiterreisen. 

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Kommentare: 5
  • #1

    Michelle (Dienstag, 29 September 2020 15:44)

    Oh, ihr 3, da sieht so wundervoll aus! Danke, dass ich mich ein bisschen wegträumen darf!
    Genießt es weiterhin �!

  • #2

    Yvonne (Mittwoch, 30 September 2020 18:40)

    Hallo ihr Lieben! Das sieht ja wunderschön aus bei euch�
    Ich wünsche euch noch ein tolle Zeit und freue mich auf neue Bilder!

  • #3

    Stefan (Samstag, 03 Oktober 2020 13:10)

    Die Bilder sind toll.
    Es ist einfach traumhaft.
    Das Wasser, die Berge....
    Euch weiter alles Gute

  • #4

    Leonie (Sonntag, 04 Oktober 2020 17:24)

    Wunder-, wunderschön! Ohne Corona hättet ihr das nicht erlebt!!! - und ich hätte diese tollen Bilder nicht gesehen und den Reisebericht durch unser schönes Europa nicht lesen dürfen!!! Vielen Dank!

    Weiterhin eine gute Reise, bleibt gesund und - liebe Barbara - schreibe und fotografiere fleißig weiter. Ich warte schon auf die Fortsetzung.

  • #5

    Barbara (Donnerstag, 15 Oktober 2020 10:32)

    Hallo Ihr Lieben,
    vielen Dank für Eure tollen Kommentare. Es freut mich sehr, dass Euch meine Zeilen und Bilder begeistern. Es macht Spaß, Euch auf Reisen dabeizuhaben.

    Und ja, das ist tatsächlich in Europa, ich hätte es mir auch nicht so wunderschön vorgestellt.
    Bleibt dabei, es kommen noch viele schöne Berichte und Fotos.

    Allerliebste Grüße
    Barbara, Fritz und Lena