Vikos Gorge
Wir begaben uns nun in unser nächstes Abenteuer mit dem Ziel Vikos-Aoos-Nationalpark und seinen traditionelle Zagória-Dörfern. Doch zuvor machten wir einen Stopp in der Stadt Ioánnina, der
Hauptstadt des Epirus mit knapp über 100 000 Einwohnern. Gelegen am Pamvótida See, Doch der Schein trügt, denn so idyllisch das Panorama mit dem großen See, der Insel in
dessen Mitte und den Bergen drumherum, so giftig ist dieser See wohl auch. Abwässer aus der Landwirtschaft, der Vieh-, Schweine- und Hühnerzucht sowie nicht gesäuberte Abflussgräben sind für
die Verschmutzung des Sees verantwortlich. Also besser nicht reinspringen, aber das tut hier auch tatsächlich niemand, obwohl die Temperaturen bei 34 Grad im Schatten liegen.
Viele Cafés und Tavernen und eine parkähnliche Anlage an der Uferpromenade prägen das sich uns eröffnende Stadtbild. Dass die Griechen eine noch lebhafte Café-Kultur haben, zeigt
sich in dieser Stadt sehr deutlich. Denn kaum ein freier Platz ist zu finden, obwohl die zahlreichen Cafés jede sich bietende Möglichkeit genutzt haben, einen Tisch aufzustellen und dem Gast
einen gemütlichen Platz zu bieten. Wie gerne die Griechen draußen sind, ihren Café Freddo ( eiskalter Espresso mit einer Schaumhaube und ordentlich viel Eiswürfel ) genießen, sich mit der Familie
treffen und ein Schwätzchen halten, zeigt sich hier in aller Deutlichkeit.
Die Altstadt liegt auf der Insel inmitten des Sees, ein Boot fährt in kurzen Abständen die Besucher hinüber. Die Zeit hatten wir leider nicht, wir wagten indes einen kurzen Blick ins
Archäologische Museum der Stadt.
Ein netter Ausflug, vielleicht hätten wir mehr Zeit mitbringen sollen, um die schönen Seiten der Stadt zu entdecken. Doch eröffnete sich uns ein Bild, das die Folgen der Krisen, sei es die
Finanzkrise oder die Coronakrise, klar aufzeigte: Die Parkanlagen waren sehr ungepflegt, es gab im Grunde nur Unkrautecken und knochentrockene, kahle Stellen, die Beleuchtungen der Stadtmauer,
Kirchen und Moscheen waren kaputt, überall lag Müll herum. Es machte den Anschein, dass die Sparmaßnahmen des Staates hier große Auswirkungen haben. Wir verloren etwas zu schnell das Interesse
und wollten weiter auf unserem Weg in Richtung Pindos-Gebirge, an dessen Fuß wir uns schließlich bereits befanden. Die gewaltige Gebirgskette des Pindos ist fast 250
km lang, sie ist dadurch ein Bindeglied der beiden Länder Griechenland und Albanien. Der zweitgrößte Berg Griechenlands, Smólikas, steigt bis auf 2637 m. Das Gebirge bietet
eine durchaus vergleichbare Schönheit der Natur und Vielfalt seiner Landschaft wie unsere Alpen es tun.
Vitsa, eines der berühmten Zagória-Dörfern
Auf dem Weg zum Oxya-Aussichtspunkt auf die Vikos Gorge, 6 km von Monodéndri entfernt, fährt man durch einen steinernen Wald. Rechts und links der Strecke ragen Steinformationen hervor, die
wie künstlich aufgetürmt wirken. Lena glaubte, ein Zauberer wohne in diesem Wald, der Menschen, die nicht die Wahrheit sagen oder böse sind, zu Stein verwandeln kann. Von dem Moment an fragte sie
mich bei jedem Herrn mit weißem Bart, ob er wohl dieser Zauberer sei. Wer weiß? Mit dem Flunkern hielt sie sich vorsichtshalber ein wenig zurück.
Vom Parkplatz aus, wo übrigens sehr leckerer Honig feilgeboten wird, sind es etwas längere 100 Meter bis zum Aussichtspunkt. Ein kleiner Balkon bietet Raum für Fotos, der Weg dorthin ist auf
eigene Gefahr, immerhin geht es hier etwa 800 m senkrecht in die Flucht. Schwindelfrei sollte man allemal sein.
Kein Foto kann festhalten, was man an dieser Stelle der Welt sieht und fühlt. Die Vikos-Schlucht wurde übrigens 1997 ins Guiness Buch der Rekorde aufgenommen, denn sie ist mit ihren 900 Metern
Tiefe und nur 1100 Metern Abstand die tiefste Schlucht der Welt.
In Monodéndri machten wir eine kurze Mittagspause, es war auch hier oben im Gebirge sehr heiß, keine Wolke am Himmel und die Sonne knallte auf uns herab. Der Ort auf 1060m gelegen, ist wohl das
bekannteste der traditionellen Zagoriá Dörfer. Wir begaben uns also auf einen zweiten Spaziergang durch den Ort mit dem Ziel des Agios Paraskevi Klosters.
Der Spaziergang durch die engen, steingepflasterten Gassen ist ein Muss, wenn man hier durch die Dörfer streift. Die Häuser der Dörfer sind auf Initiative der Bevölkerung renoviert und modernisiert worden, die UNESCO hat sich die Dörfer ebenso zu Herzen genommen und unter ihre Obhut gestellt.
Ein etwa zehnminütiger Fußweg bergab (später auch wieder bergauf, denkt daran!!!) führt vom Dorf aus hinunter zum Agios-Paraskevi-Kloster, das in den Felsen gebaute Kloster mit einer
unglaublichen Aussicht hinunter in die Schlucht.
Das Kloster besteht aus einer Sakristei und einem Balkon. Vorsicht beim Betreten der Räume, die Menschen waren früher scheinbar kleiner, die Türen sind meist nur 1,60m hoch. An den Wänden der
Sakristei sind Freskenmalereien zu sehen, die Heilige abbilden, den Kreuzgang zeigen und Maria mit dem Erzengel Gabriel.
Der Balkon des Klosters offenbart erneut einen atemberaubend schwindelerregenden Blick in die Vikos-Schlucht.
Ein junger Mönch, der sich der Ikonenmalerei hingibt, bewirtschaftet mittlerweile das Kloster. Eine Frau behütet es tagsüber und weist ankommende Besucher ein. Das Atelier des Künstlers und
das Ladengeschäft, in dem die Ikonenmalerei erstanden werden kann, verbreiten eine bizarre Atmosphäre, denn der ganze Raum ist erfüllt von Kacheln und Bildern..
Beeindruckt von allem, was wir sehen durften, machten wir uns weiter auf unserem Weg durch die Serpentinen auf schwindelerregender Höhe des Pindus Gebirges.
Leonie (Samstag, 19 September 2020 11:36)
Herrlich ...
Es ist wie bei einem spannenden Buch. Man kann es kaum erwarten, weiterzuleben.
Euch eine wunderschöne Zeit und passt auf euch auf �♀️
Vermisst ihr fremde Kontinente???
Sarah (Samstag, 19 September 2020 07:10)
Tolle Berichte und wunderschöne Bilder. Wir vermissen euch!