La Isla Bonita
Kurz vor unserer Abreise aus Fuerteventura gab das RKI Mallorca als Reiseziel frei: Die Insel wurde von der Liste der Risikogebiete gestrichen, gleichzeitig damit wurde die Quarantänepflicht aufgehoben. Während in Deutschland die Diskussionen tobten, wie es denn sein könnte, dass der Massentourismus auf Mallorca nun wieder offiziell erlaubt wir, während die deutsche Hotellerie weiterhin ihre Pforten verschlossen halten muss, entschieden wir spontan, unseren bevorstehenden Rückflug um eine Zwischenstation zu erweitern und die Insel für 10 Tage zu erkunden. Wir buchten uns im Süd-Osten der Insel ein, mieteten uns ein Auto und fuhren jeden Tag in eine andere Richtung.
Die Insel schien gerade aus einer Art Winterschlaf zu erwachen. Der vermutete Ansturm durch deutsche Touristen blieb jedoch völlig aus. Auf all unseren Spaziergängen und Ausflügen waren wir, mit ein paar wenigen anderen, allein auf weiter Flur.
Die Ostküste
Lange Strände sucht man auf dieser Seite der Insel vergeblich. Buchten mit kleinen Stränden und eine lange Felsenküste sind charakteristisch für den Südosten. Das Meer umtanzt die Felsen, liegt mal in einem tiefen Blau, mal in karibischem Türkis zu Füßen, kleine Fels-Plateaus laden zum Sonnenbaden ein, Leitern oder in den Stein gehauene Treppen führen ins Meer hinein. Immer wieder taucht ein kleines Fischerdörfchen auf, ein Hafenort für Segler oder aber auch ein für Touristen aus dem Boden gestampfter Ort, der gezeichnet von großen Hotelanlagen und Partymeilen ist. Wir waren viel unterwegs in dieser Gegend, gingen spazieren, fuhren herum und wollten erkunden, doch war noch alles dicht. Die Örtchen hatten zu, es gab keine Menschenseele auf den Straßen, alle Rollläden waren heruntergelassen und niemand war zu sehen. Es war etwas gruselig anzuschauen, was der Massentourismus anrichtet, auch in abgelegeneren Gegenden und wie unbrauchbar alles wird, wenn die Massen ausbleiben. Nicht das kleinste Kaffee, kein Supermarkt, kein Kiosk hatte geöffnet. Es war unheimlich. Entlang der Küste stehen moderne, geräumige Häuser, jedes mit Pool ausgestattet und extravagant eingerichtet. Auch in diesen Vierteln herrschte absolute Stille. Die Besitzer kommen aber auch in normalen Zeiten eh nur für wenige Wochen im Jahr, um die Schönheit der Insel zu genießen. Wir fragten uns oft, wie es sein kann, dass The Best Place in Town belegt wird von jemandem, der nur 2 Wochen auf die Insel kommt. Den Einheimischen bleibt dieser Platz verwehrt, sie können sich aber um die Poolreinigung und Wartung kümmern. So sah man hi und da Handwerker etwas streichen, den Pool füllen oder den Garten pflegen. Sind wir Menschen nicht ein komisches Volk?
Ausgehend von Colonia de San Jodi über die Cala D`Or bis nach Porto Colom erkundeten wir die Küste und das Hinterland. Dieses ist geprägt vom Gebirgszug Sierra de Llevant mit dem bekannten Aussichtspunkt Puig de San Salvador bei Felanitx. Die Landschaft ist geprägt von Feldern, Obstgärten, Mandeln- und Olivenhainen, die durch zusammengefügte Trockenmauern begrenzt werden. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Dörfchen Santanyí mit seinen kleinen verwinlkelten Gässchen, den individuellen Boutiquen und Restaurants sowie Ses Salines, ein bezauberndes Örtchen, dass viele erstaunlich schöne Cafés und Kneipen zu bieten hat. Hierher lohnt ein Ausflug, zumal von hier aus Es Trenc, der kilometerlange weiße Sandstrand nur noch einen Katzensprung entfernt ist.
Palma
La Ciutat-Die Stadt, wie sie die Mallorquiner nennen, ist eine Stadt sprudelnden Lebens: mediterran, cosmopolitan, modern, selbstbewusst, voller architektonischer Juwelen, pulsierend Tag und Nacht, Geburtsstätte neuer Ideen und Muse vieler Künstler. Die Metropole der Insel ist sowohl Hauptstadt Mallorcas als auch der Balearen. Mit 400 000 Einwohnern leben fast die Hälfte der Mallorquiner in Palma. Ganzjährlich kann man hier das Leben der Stadt genießen. Nicht nur im Sommer, wenn die Stadt geflutet von Touristen, sich von ihrer mediterranen Schokoladenseite zeigt, auch zu anderen Jahreszeiten, vor allem aber in der Vorweihnachtszeit glänzt die Stadt in einem ganz besonderen Lichte. Überall leuchten Sterne und Lichterketten, Weihnachtsbäume werden geschmückt und die Schaufenster bieten das ganz besondere Weihnachtsgeschenk dar. Ein Besuch lohnt sich immer.
Zu Corona bekommen wir die Stadt von einer Seite zu sehen, die allen ungewöhnlich erscheint. Schon beim Anblick des Platzes vor der Kathedrale wird klar, was ich meine: Er ist menschenleer. Dies drückt derzeit allerorts auf die Stimmung. Auch wenn die Sonne langsam die Nasenspitzen gen Himmel heben lässt, erkennt man die Sorgen in den Augen der Einheimischen. Der Winter war hart, die Saison eigentlich schon im Gange, doch noch sind keine Touristen da. Wie soll das Loch, das schon längst zu groß ist, jemals wieder gestopft werden?
Wir wiederum genießen bewusst die leeren Straßen, kaufen Eis, essen Kuchen, trinken Wein und versuchen unser Geld da zu lassen, wo es helfen kann. Bei den Einheimischen.
Soller
Im Nordwesten der Insel erstreckt sich über die komplette Küste die Sierra de Tramutana, das Tramutana-Gebirge. Der rund 90 Kilometer lange und bis in die Höhe von deutlich über 1000 Meter aufragende Gebirgszug ist ein wahrhaftes Sportparadies. Vor allem Wanderer und Fahrradfahrer kommen hier in den vollen Genuss. Inmitten dieses Gebirges befindet sich das "Tal der Orangen" von Soller. Mit dem "Rote Blitz", einer Schmalspurbahn, kann man in bequemen Ledersitzen und gemütlichem Tempo zwischen Palma, Soller und Port de Soller in kaum einer Stunde einfach hin und her pendeln.
Die Gemeinde Soller bildet zusammen mit der Hafensiedlung Port de Soller eine Gemeinschaft. Der eine Part mitten in den Bergen gelegen, der andere am Meer mit einem Hafen und einem kleinen Strand, gelten sie als optimaler Standort für Wanderlustige und Fahrradwütige, die nach einem anstrengenden Tag in den Bergen am Meer die Füße baumeln lassen wollen. Soller selbst bezaubert wiederum durch seine kleinen Gässchen, seine wunderschöne Kirche, vor der Orangenbäume Farbe ins Spiel bringen und seine wunderschöne Lage inmitten der Berge und Orangenplantagen. Als wir Soller besuchten, war Markttag. Und ihr glaubt gar nicht, welch glückliches Gefühl sich in uns breit gemacht hat. Ein buntes Treiben eröffnete sich uns, als wir den Marktplatz erblickten. Händler boten ihre Ware an, Bäcker, Metzger, Obst-und Gemüsehändler, aber auch Käse, Wurst, Kleidung, Schmuck und selbstgemachte Marmelden und Pasten, Seifen und Windspiele. Überall wurde gewuselt, dazwischen Cafés, in denen gefrühstückt wurde oder die ersten Tapas serviert wurden. Unser Herz ging auf, wir kauften ein, aßen Eis und setzten uns für einen Wein inmitten des Platzes und beobachteten den Trubel. Ganz normales Leben fand statt, zwar mit Make und Desinfektionsmittel, aber es fühlte sich so unglaublich gut an, dies zu beobachten, sogar Teil davon zu sein. Es war ein herrlicher Moment, den wir nicht vergessen werden.
Pollença
Pollença ist eine schöne alte Stadt von rund 9000 Einwohnern, die als Kulturhauptstadt des Nordens gilt. Das kleine Städtchen liegt nur einige Kilometer abseits der Küste, umgeben vom fruchtbaren Tal der Huerta de Pollença. Das Stadtbild ist beeinflusst von engen Gassen und ockerfarbenen Hausfassaden aus Bruchstein und hübsch verzierten Balkongittern. Pollença ist ein Künstlertreffpunkt, es gibt erstaunlich viele Restaurants und Cafés, florierende Handwerksbetriebe und Läden, die hochwertige Designerware anbieten. Genau 365 von Zypressen gesäumte Stufen führen die Via Crucis hinauf zum Kalvarienberg, dem Stolz der Stadt. Der Aufstieg beginnt nördlich der Plaza Major neben dem Rathaus. Ganz oben auf dem 113 Meter hohen Hügel steht eine einfache kleine Kapelle aus dem 19.Jahrhundert. Der Rund Um- Blick über die Stadt ist atemberaubend, der Aufstieg lohnt sich allemal.
Auch die Strände des Nordens können sich sehen lassen. Weißer Sand auf breitem Strand, kilometerlang. Doch der Schein trügt, so leer ist es hier ganz sicher nicht, wenn das Leben wieder seinen normalen Lauf nimmt.
Für mich persönlich hatte der kurze Besuch noch ein ganz besonderes Highlight. Eine Freundin, ein ganz lieber Mensch in meinem Leben, die ich seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gesehen habe, die ich aber immer in meinem Herzen mit mir trage, lief mir in der großen, verwinkelten, metropolen Stadt von Palma ZUFÄLLIG über den Weg. Das Leben ist manchmal sehr schön. Wir schauten uns in die Augen und wusste sofort, wer wir sind. Corona hin oder her, wir lagen uns in den Armen und ich hatte Tränen in den Augen. Sie wohnt mittlerweile mit ihrer Familie auf der schönen Insel und hilft Verliebten, den schönsten Tag ihres Lebens zu planen. Schaut mal hier rein und entdeckt, was sie macht.
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