Trikala

In unserer Heimatstadt Worms sind die Ausgehmöglichkeiten sehr begrenzt. Nur wenige Bars und Restaurants bieten qualitativ hochwertige Speisen und Getränke, ein schönes Ambiente oder innovative Konzepte. Man muss gründlich nach den Perlen suchen und hat man sie gefunden, sollte man sie hegen und pflegen, damit sie nicht plötzlich wieder verschwinden. Eine dieser Perlen ist ein griechisches Restaurant, das Mythologia, welches nunmehr seit ein paar Jahren versucht, das Wormser Volk zu verwöhnen. Mit leckeren griechischen Speisen, fein angerichtet oder traditionell üppig serviert, in warmer Atmosphäre und moderner, göttlicher Einrichtung (Zeus, Aphrodite und Co. sind in derartigen Restaurants ja Pflicht) bedienen die Besitzer, ein Paar mit griechischen Wurzeln, ihre Gäste voller Hingabe und Herzblut. Bei einem unserer Besuche erzählten wir von unserer Griechenlandreise und voller Stolz legten die Besitzer uns ihre Heimatstadt ans Herz, die sie als lebhafte kleine Stadt mit Flair beschrieben. 

 

Nun tauchte auf der Strecke von Meteora zum Pilion plötzlich der Name der Stadt Trikala auf dem Autobahnschild auf und wir entschieden spontan einen Abstecher zu machen. Nur für ein Bild, zum Spaß, dachten wir, da wir nicht ahnten, was sich uns kurze Zeit später erwarten sollte.

Trikala ist eine moderne und lebhafte Stadt mit ca. 61 500 Einwohnern, gelegen in der thessalischen Ebene, nur 30 Kilometer nordwestlich der Meteoraklöster und somit ein optimaler Ausgangspunkt für einen Ausflug dorthin. Der Fluss Pinios streift die Stadt am Rande, der Fluss Litheos durchfließt sie und teilt sie in zwei Teile. Wir parkten das Auto an der berühmten Koursoum Moschee, eine der besterhaltenen Moscheen auf griechischem Boden, und machten uns zu Fuß auf in die Innenstadt. Schwer war der Weg nicht zu finden, denn entlang des Litheos führt eine romantische Grünanlage zu einer Brücke, die den Weg in die belebte Fußgängerzone lenkt. Es herrschte großer Trubel, Kinder spielten auf einem Spielplatz, Mütter tranken ihren Freddo ToGo und hielten ein Schwätzchen miteinander, die ältere Generation saß auf den Parkbänken und beobachtete das bunte Treiben, die Sitzplätze der umliegenden Cafés und Restaurants waren allesamt besetzt, junge Menschen passierten die Brücke, entweder zu Fuß oder mit einem Roller, es herrschte tatsächlich viel Betrieb in dieser Stadt. 

Was uns auffiel, waren die unglaublich vielen Fahrradfahrer. Ob Rennrad, Retro-Bike oder Hollandschubse, hier war alles mit einem Körbchen ausgestattet und wurde zum Transportmittel für den täglichen Bedarf eingesetzt. Das Herz der Stadt mal wieder eine autofreie Zone; ich würde Trikala als vorbildliche und menschenfreundliche Fahrradstadt bezeichnen. 

Wir schlenderten an den Geschäften entlang, unter bunten Regenschirmen hindurch, und konnten auch hier begeistert feststellen, dass nicht die großen Ketten, sondern viele kleine, individuell geführte Boutiquen das Stadtbild prägen. Was in deutschen Städten zum Aussterben der Innenstädte führt, wird in dieser Stadt bestmöglich vermieden. Vielleicht sollten wir modernen Deutschen uns diesbezüglich ein Vorbild nehmen und den Schritt zurück wagen. Die Zeit der Amerikanisierung ist vorbei, die großen Ketten gehen pleite und hinterlassen große, leerstehende Gebäude in den Städten, die nicht mehr neu besetzt werden können. Wir bestellen immer mehr im Internet, weil das Kauferlebnis vor Ort immer unattraktiver und unpersönlicher wird. Wie schön ist es aber, wenn man sich auf ein gemütliches Pläuschchen zum Kaffee trifft, die Kinder gemeinsam zur Freude von Oma und Opa spielen lässt und dabei nach einer persönlichen Beratung durch die Lieblingsverkäufer/in der Lieblingsboutique ein Lieblingsteil erstanden hat. 

Beseelt schlenderten wir zurück in Richtung Auto, fragten uns dabei, was Griechen dazu bringt, eine solch lebenswerte Stadt zu verlassen und nach Worms zu kommen und gerieten dabei in eine Viertel, das nicht nur am Abend gut besucht, sondern auch tagsüber sehr aufgeweckt wirkte, nämlich dem Café und Bar Viertel. Und auch hier wurden Herzenswünsche erfüllt: Von moderner Cocktailbar bis hin zum veganen Bioimbiss war hier alles vertreten. 

Eine doch recht kleine Stadt schafft es also seinen Einwohnern einen bunten Strauß an Möglichkeiten zu bieten, die ihren Alltag etwas lebenswerter machen. Natürlich funktioniert das nur mit der entsprechenden Offenheit der Bewohner, denn nur wenn das Angebot wahrgenommen wird, entwickelt es sich weiter.

Die Stadt hat auch kulturell einiges zu bieten, doch mit unserem kurzen Zwischenstopp von drei Stunden konnten wir uns nur einen ersten Überblick über die Stadt verschaffen. Sicher ist, dass wir, sollten wir erneut die Meteoraklöster besuchen wollen, unser Lager hier aufschlagen und die Stadt etwas näher kennenlernen möchten. Wer jetzt schon mehr über die kulturellen und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten Trikalas wissen will, kann sich auf der Seite Discover Greece weiter darüber informieren. An dieser Stelle bedanken wir uns bei der Familie Kouzina, denn ohne sie hätten wir diese kleine Perle nicht entdeckt.