Oktober und November waren trostlose Monate in Deutschland. Corona hat das Land fest im Griff und die Zeit scheint stillzustehen. Das Wetter wird trister, der Himmel stets grau, was sich in den Augen der wenigen Menschen, die einem auf den Wegen der Stadt begegnen, widerspiegelt. Die Stimmung hat einen Tiefpunkt erlangt. „Wie schaffen wir den Winter?“ fragt sich die Nation.
Wir fragen uns das auch, jedoch aus einer etwas komfortableren Warte. Immerhin sind wir in diesem Jahr vogelfrei und können weg. Doch wohin nur? Die Welt hat bis auf weiteres zu, wodurch sie doch recht klein geworden ist. Nur vereinzelt kann man Flecken heraussuchen, die noch Reisende akzeptieren. Laut unserem Sabbatjahr-Plan wären wir nun im Anflug auf…. Bhutan, Thailand, Myanmar oder Bali. Einreise verboten! Costa Rica, Mexico, Südafrika. Irgendwie haben wir Schiss!!
Was bleibt übrig? Wo ist es noch warm? Auf den Kanaren, genauer Fuerteventura. Eigentlich eine Destination, die wir von vornherein ausgeschlossen hatten, da wir bereits einen eher schlechteren Urlaub auf einer kanarischen Insel verbracht hatten und unser Interesse seither nicht gerade hoch war, dorthin überhaupt noch einmal zurückzukehren. Uns blieb also die Wahl, daheim zu versauern und uns damit abzufinden, dass unser großer Traum geplatzt ist, dem tristen Winter in die Augen zu schauen und die normale Arbeit wieder aufzunehmen. Oder abzuhauen, dahin wo es warm ist, die Sonne scheint und das Leben draußen einigermaßen normal weitergehen kann. Flug gebucht und ab die Post…
Von Frankfurt aus erreicht man die Insel nach 4,5 Stunden Flug und einer Stunde Zeitverschiebung. Die Abwicklung am Flughafen ging sehr schnell. Vom Zeitpunkt des Ausstiegs aus dem Flugzeug bis hin zum Zeitpunkt, an dem wir die Anschnaller vom Mietwagen klicken ließen, dauerte es 35 Minuten. Corona hat auch Vorteile!
Die Autofahrt zum Hotel sollte 1,5 Stunden dauern. Mit großen Augen begutachteten wir die Insel. Kurzzeitig rätselten wir, ob wir nicht versehentlich auf dem Mond gelandet waren. Eine derart krage Ödnis kannten wir von unseren vorherigen Reisen noch nicht. Kein grüner Strauch, eine grau-braune Steinlandschaft und ein geschlossenes Hotel nach dem anderen.
Das Hotel, in dem wir nun seit fast vier Monaten wohnen, bietet unglaublich viel Freizeitaktivitäten, die uns die Zeit hier versüßen. Wir machen viel, wirklich sehr viel Sport und halten uns dadurch fit: Volleyball, Tennis, Joggen, Schwimmen, Bodyworkout, Yoga, Tanzen, Faszientraining usw. Alles was auf dem Plan steht, nehmen wir mit. Unsere Kleine kann in den Hotel-Kindergarten gehen, denn noch andere Familien haben sich getraut, Deutschland zu verlassen und den Corona-Winter hier auf Fuerteventura zu verbringen. Es sind also genügend Kinder in ihrem Alter da, mit denen sie sowohl vor- als auch nachmittags ein schönes Kinderprogramm durchläuft, spielen kann, schwimmen kann und die Abenteuer des Lebens auskundschaftet. Die Sonne scheint die meiste Zeit, das Meer hat eine herrlich türkisene Farbe, der Himmel ist meist makellos blau, wunderschöne Strände laden zum Verweilen, zum Tanz mit den Wellen oder zu einem schier unendlichen Strandspaziergang ein. Das Leben kann wirklich schön sein, wenn man sich auf sich selbst konzentrieren darf. Man braucht so wenig, um glücklich zu sein.
Nun sind vier Monate eine sehr lange Zeit an einem Ort und für einen Reiseblogg etwas hemmend in seiner Lebendigkeit. Ich habe lange gebraucht, mal wieder einen Bericht zu schreiben, denn lange dachte ich, ich hätte nichts zu schreiben. Mondlandschaft, Retortenstädte, immer das gleiche Hotel… Aber so ist es nicht. Man lernt zu lieben und zu schätzen, und ist es noch so wenig. Die Vorstellung, was unsere Freunde und Familie in Deutschland derzeit mitmachen, die Erzählungen und Berichte von daheim, die Nachrichten, die einen erreichen, lassen uns sehr dankbar sein über diese unglaubliche Freiheit, sich aussuchen zu können, wo man die Zeit am besten verbringt. An dieser Stelle möchte ich mit Euch allen teilen, wie mir von einem unheimlich lieben Menschen geholfen wurde, was ich bereits erkannt und gewusst habe, auch wirklich anzunehmen.
Wenn Du Dinge nicht akzeptierst und annimmst, wie sie sind, machst Du sie zu deinem Gegner. Und Gegner rauben Dir die Energie. Ein wesentlich einfacherer Weg ist es, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Wir müssen sie nicht gutheißen, oder schlecht. Sie sind einfach so. Aus diesem Umstand des Akzeptierens brauchen wir nicht mehr gegen etwas kämpfen. Wir sind frei und können uns aussuchen, wie wir mit den Dingen umgehen wollen.
Die augenblickliche Frage ist immer: Wie kann ich aus der Situation das Bestmögliche für mich erzielen?
Wir haben jetzt Ende Februar. Die Aussichten auf Besserung oder Änderung der Lage sind schlecht. Wir bleiben noch ein wenig am Meer, tanken Sonne, Energie und Lebensfreude und begeben uns dann, voller Visionen auf eine bessere Zeit, in die Heimat zurück. Mit im Gepäck haben wir einen Rucksack voller neuer Ideen, Vorsätze und Ziele. Wir möchten etwas verändern, Dinge in Angriff nehmen, neue Leidenschaften entdecken, für uns, für unser Mädchen. Perspektiven aufzeigen und Möglichkeiten eröffnen. Mal sehen, was wir bis dahin angepackt haben, was wir uns trauen umzusetzen. Hier wird es einen kleinen Umschwung geben. Wir haben schon einige Reisen gemacht, die uns inspiriert, erstaunt und glücklich gemacht haben. Aus der Vergangenheit werde ich nun schöpfen, um Euch weiter die Welt in Zeilen zu zeigen. In diesem Sinne, bis bald und, um es in Ingo Zamperonis Worten zu sagen:
Bleiben Sie zuversichtlich!
Alex (Sonntag, 22 August 2021 11:11)
Es war so schön, dass wir uns auf Fuerte wieder getroffen und so gut kennengelernt haben. Danke für die gemeinsame Zeit und die Inspiration, die Ihr uns gebracht habt!!!!